Donnerstag, 31. Januar 2013
Ah jah, ich habe so dieses ich-weiß-nicht-ob-das-gut-ist Problem. Syndrom. Komplex. Harr, das kann man ja nicht auseinander halten!
Naja, ich habe mich an ein längeres Werk gesetzt und wollte einfach mal eure Meinung hören:


Träume sind wie Sand; sie rieseln unaufhaltsam durch deine Finger, entgleiten dir, wenn du wieder in der Realität auftauchst. Auch Wünsche und Hoffnungen werden dir genommen... In der Dämmerung werden sie mich finden, werden mein Leben zerstören, mich dorthin zwingen, wo sie mich hin haben wollen. Sie werden mich meiner Freiheit berauben, werden mich zwingen, Entscheidungen zu treffen, von denen ich nie geglaubt hätte, dass ich sie treffen müsste. Sie werden mir meine Wünsche und Träume nehmen, und mit ihnen auch meine Hoffnung.


Prolog I
Sie stand am geöffneten Fenster, ihr Haar wehte in der kalten Zugluft.
Ihre Augen waren angestrengt zusammengekniffen, ihr Blick suchte die Ferne nach etwas ab.

„Meinst du, sie werden kommen?“ Eine weitere Frau betrat den Raum.
„Irgendwann müssen sie mal kommen, oder? War es nicht von Anfang an klar?“ Verzweiflung schwang in der Stimme der ersten mit.
„Es gehen Gerüchte um...“ Auch die andere stellte sich ans Fenster. “Gerüchte, dass der Princeps das Land verlassen haben soll.“

„Ich kann dem keinen Glauben schenken, denn ich habe anderes gehört. Es werden auf den fünf Kontinenten nach Menschen wie uns gesucht, welche schon seit Generationen nicht mehr hier leben. Es sollen noch welche dort draußen sein... frei...“


Prolog II
Eines Abends, als ich vom Einkaufen heim kam, sah ich SIE.
Ob sie real war?

Oh ja!
Ob ich es damals geglaubt habe?
Ganz sicher nicht.
Wie ein Albtraum, aus dem man sofort wieder erwachen würde, so ist es mir vorgekommen.
Heute weiß ich nur, dass es sie gibt und sie für nichts Gutes steht.

Dunkles, volles Haar umrahmte ihr Gesicht, ein grausames Lächeln zierte ihre blutrot geschminkten Lippen.
Unbändigkeit ließ ihre Augen beängstigend funkeln, ihren Blick wahnsinnig aussehen lassen.



Kapitel I


Wenn ich eines hasse, dann ist es Zug fahren.
Dieses ungleichmäßige Herumgezuckel, der ganze Dreck und die vielen Menschen, dicht zusammengedrängt wie Sardinen in einer Konserve...
Ich bin auf dem Weg nach Hause, von Berlin nach München, da ich an diesem Wochenende meinen Freund besucht habe und nun wieder heim möchte.
Manchmal frage ich mich, warum wir uns noch treffen, wo doch nur Streit und Eifersucht unsere Beziehung in der Hand haben, und nicht einmal sein bevorstehender Umzug in die WG, in der ich derzeit wohne, daran etwas ändern kann.
Noch bevor wir zusammen gekommen sind, ist es beschlossene Sache gewesen, dass er bei uns einzieht, denn sein bester Kumpel ist einer meiner Mitbewohner; er hat die Idee gehabt und er ist es auch gewesen, der Louis und mich verkuppelt hat.
Manchmal frage ich mich, ob ich ihn dafür lieben oder hassen soll...
Ein Seufzer entweicht mir und ich drücke mich tiefer in den Sitz.
Es ist eine anstrengende Fahrt gewesen, einige Verspätungen haben meine Ankunft in München um drei Stunden verzögert, und mittlerweile ist es tiefste Nacht.
Langsam rollt der Zug in den Bahnhof und kaum öffnen sich die Türen, drückt sich die Menschenmasse hinaus in die Halle, um schnellstmöglich an ihr Ziel zu kommen.
Ich beobachte die anderen Leute und erst, als der Zug fast leer ist, steige auch ich aus und atme tief durch.
Ich blicke mich um, versuche, wieder in der Wirklichkeit zu landen und meinen dösigen Halbschlaf abzuschütteln.
Soll ich gleich noch etwas essen?
Mindestens eines der Restaurants muss noch um kurz nach Mitternacht geöffnet haben, zumindest eine der hier vertretenen Fastfood-Ketten.  
Hunger habe ich eigentlich keinen, doch es zieht mich nun wirklich nicht allein in die Dunkelheit hinaus.
Aber in meiner Geldbörse sieht es ziemlich leer aus.
Vielleicht hätte ich doch die 20 € nehmen sollen, die Louis mir angeboten hat... doch ausgerechnet zu dem Zeitpunkt habe ich mein letztes bisschen Stolz zusammengekratzt.
Mist.
Meinen Koffer hinter mir her ziehend gehe ich den kurzen Weg zur Bushaltestelle und sehe mich ein wenig um. Nur ein älterer Herr ist ebenfalls da, fest in eine Decke eingewickelt, ansonsten regt sich außer einigen vorbeifahrenden Autos nichts.
Ich grüße ihn kurz, sehe ihn aber nicht an; ich bin einfach zu müde, um jetzt ein vernünftiges Gespräch führen zu können.


Außerdem habe ich schlicht und einfach keinen Bock.
Erst sitzen wir minutenlang schweigend da, doch plötzlich fängt der Alte an zu brabbeln.
„Du hast sie gesehen, oder? Du hast sie auch gesehen?“
„Wen?“, frage ich und blicke ihn lustlos an. Ist der Kerl verrückt? Scheint so.
„Die, von der du nicht glaubst, dass sie war, die aber ist. Eine Schattenkreatur von unglaublicher Schönheit, welche das Licht jedoch meist meidet.“
Verrückt. Vollkommen psychopathisch!
„Was?“, frage ich vorsichtig, ohne eine ernst zu nehmende Antwort zu erwarten.
„Sie, vom Herrn geschickt, wird nur mit Tod und Leid in Verbindung gebracht. Die, die unser beide Ende bedeutet!“
Ich bekomme Angst, weiß nicht, was ich tun soll.
Wie kann ich seinen Worten entkommen? Und von wem spricht er?
Es ist zu weit, als dass ich zur WG laufen könnte, auch von der U-Bahn wäre es ein ganzes Stück zu Fuß.
Verwirrt setze ich mich auf die Wartebank, kauere mich zusammen und versuche, die Worte des Mannes so gut es geht zu vergessen.

„Äh, Julia?“ Eine Stimme dringt gedämpft an mein Ohr. “Ich finde es ja toll, dass du wieder hier bist, aber wieso pennst du auf dem Sofa, wenn du nur ein Zimmer weiter ein Bett hast?“
Eigentlich will ich etwas wie „Verpiss dich“, nur etwas unhöflicher sagen, doch ich entscheide mich, nur die Augen zu öffnen.
Ich blicke direkt in Nataschas Gesicht, welches von nassen Haaren umrahmt ist, und von welchem es unangenehm herunter tropft. Ich vermute, dass sie erst vom Duschen gekommen sein muss.
Unerbittlich klatscht sie in die Hände. “Los, steh' auf, du Huhn! Du bist genau richtig zu deinem Frühstücksdienst erschienen. Jetzt, hopp!“
Entnervt und noch total verschlafen rapple ich mich hoch.
Es ist eindeutig, dass Natascha hier die Hosen an hat, obwohl sie noch nicht allzu lange hier ist und am Anfang kaum Deutsch konnte. Nach ein paar 'Privatstunden' bei unserem Mitbewohner ist es langsam aber sicher recht gut geworden, auch wenn sie einen extrem starken Akzent hat.
Aber man kann sagen, was man will, sie ist immer gerecht. ZU gerecht manchmal.
Bist du fürs Putzen oder Kochen eingeteilt, musst du es tun, egal wie wenig du geschlafen hast oder wie groß dein Kater ist. Mit beiden Fällen habe ich schon Bekanntschaft gemacht, beides zusammen ist die Kombination des Todes, zumindest kommt es mir in solchen Momenten immer so vor.
Wenn du dran bist, bist du dran, solange du nicht wirklich krank bist.
„Kann John nicht?“, murre ich und schlurfe Richtung Küche, genau so, wie ich bin: Mit den Klamotten von gestern und verschmierter Schminke.
Natascha, John, Elizabeth und ich, in naher Zukunft auch noch Louis, da der einzige Vertreter der Männerschaft in der Wohnung Unterstützung braucht, sind  Bewohner einer WG, in der offensichtlich das Chaos regiert. Wir waren schon einmal zu fünft, doch Mike ist vor einem Jahr bei uns aus- und bei seiner 'Liebe des Lebens' eingezogen.
„Nein, kann er nicht. Los, komm, ich will heute noch frühstücken!“ Leicht genervt dreht sich Natascha um und tappt wieder ins Bad, aus dem kurz danach das Summen des Fönes zu vernehmen ist.
Ich betrete die Küche, immer noch todmüde und unmotiviert. Immerhin habe ich Gesellschaft von Elizabeth und ihrem fetten Kater.
„Kannst du bitte dieses Viech ins Wohnzimmer tun, Betty? Ich will keine Haare von ihm in den Pfannkuchen.“
Ihr sonst so trübseliger Blick hellt sich schlagartig auf. “Du machst Pfannkuchen? Wie kommen wir denn zu der Ehre?“
„Weiß nicht, habe Lust darauf. Außerdem hilft mir das Zeug gegen Frust. Louis war mal wieder so gut wie nie zu Hause, immer war er weg. Ich bin viel alleine unterwegs gewesen, und...“, mitten in meiner Erzählung halte ich inne. Nur zögerlich spreche ich weiter, unsicher, ob es das Richtige ist, Betty davon zu erzählen.
“Weißt du... am Samstag bin ich vom Einkaufen heim gegangen, es ist schon Nacht gewesen. Plötzlich... ist da so eine Frau vor mir gestanden, aber ich weiß nicht, ob sie wirklich da war. Seit dieser Begegnung muss ich dauernd an sie denken, ob sie nun echt ist oder nicht. Louis meinte, ich fantasiere nur herum, aber ich weiß nicht...“
Bewusst habe ich die Beschreibung der Frau außen vor gelassen, weiß der Himmel, was Elizabeth dazu sagen würde!
„Wieso bist du dir nicht sicher, ob du sie nun gesehen hast oder nicht? Ich meine, es gibt viele seltsame Frauen, was ist gerade an der so seltsam?“
Zittrig stelle ich die Teigschüssel auf die Theke und setze mich zu meiner Mitbewohnerin. “Sie ist... anders gewesen. Es mag verrückt, oder auch wahnsinnig klingen, aber sie hat so ausgesehen, als hätte sie nichts Gutes vorgehabt, als sie auf mich zugegangen ist; mich fixiert hat. Später dann ist ein alter Mann da gewesen, der wirres Zeug vor sich hin gebrabbelt hat, aber es ist immer um diese Frau gegangen. Ihn habe ich am Bahnhof getroffen, als ich mit dem Bus heim wollte. Kannst du mir erklären, was hier abgeht? Was ist momentan nur los?“
Auch, als ich jetzt alles Erlebte wiedergebe, mir alles wieder ins Gedächtnis rufe, ergibt es keinen Sinn.
Wäre ich nur auf einen von beiden getroffen, hätte ich sagen können, derjenige ist nicht ganz dicht und sollte sich besser behandeln lassen. Aber so?
Elizabeth sieht mich ernst an. “Nun... ich weiß es nicht... ich kenne mich damit auch nicht so aus... Verdammt, bist es nicht du, die so einen Kram studiert?“
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. “Ich WILL zwar mal Psychologie und Philosophie studieren, aber noch bin ich in der Schule. Merkst du dir eigentlich nie, was ich sage?“
„Warum meinst du bin ich so überaus 'begabt' in dem ganzen Unizeugs? Hirnkapazität ist eben etwas zu gering. Und meinst du nicht, dass du etwas... nun... überreagierst? Ich vermute ja, dass du einfach wieder mal einen Vollrausch hattest und dir deswegen jetzt einbildest, jemand hätte dich umbringen wollen. Wir sind hier in Deutschland und nicht in den USA, wo sich Irre einfach so eine Waffe im Baumarkt kaufen können“, sagt sie und blinzelt mich an.
Ich schüttle energisch den Kopf und sehe sie ernst an. “Ich war nicht betrunken. Das Ganze war echt!“
„Wirklich, Süße?“, fragt sie und schenkt mir einen zweifelnden Blick. „Deine Geschichte hört sich doch ein wenig krass an.“
Erzürnt werfe ich mein Handtuch in die Spüle und knalle meiner Mitbewohnerin die Schüssel mit dem Teig hin.
„Hier, viel Spaß beim Kochen, ich habe keinen Bock mehr“, fauche ich und rausche aus unserer kleinen Küche.
Warum glaubt mir eigentlich nie jemand?


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Mittwoch, 16. Januar 2013
Sollte ich jemals ein Kind haben,werde ich ihm jeden Tag/einmal in der Woche einen Brief schreiben und irgendwann (zum 18ten oder an meinem Tod) an es übergeben.
Hach,bin ich heute wieder rührend *g*


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